So wird Klaasohm zukünftig gefeiert
Foto/Redakteur: Andreas Behr
Am Montagabend, dem 2. Dezember 2024, fand im Feuerwehrhaus eine Bürgerversammlung mit rund 400 Bürgerinnen und Bürgern statt.
Ursprünglich war eine Informationsveranstaltung zu verschiedenen Themen geplant, doch angesichts der aktuellen Kritik am Klaasohmfest konzentrierte sich die Diskussion vollständig auf dieses Thema. Insbesondere stand die Gewalt gegen Frauen und das umstrittene Schlagen mit Kuhhörnern im Fokus. Bürgermeister Jürgen Akkermann und Maximilian Rau (Oldermann und Vorsitzender des Verein Borkumer Jungens e.V. 1830) betonten, dass sich das Klaasohmfest in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Rau machte klar, dass die Tradition des „Frauenschlagens“ endgültig der Vergangenheit angehört. Durch einen NDR-Bericht war das Thema in den öffentlichen Fokus gerückt, und beide Redner räumten ein, dass ein solches Verhalten weder tolerierbar noch zeitgemäß sei.
Maßnahmen und Zukunftsausrichtung
Akkermann dankte allen Beteiligten für ihre Bemühungen, das Fest zu modernisieren und die Tradition an aktuelle gesellschaftliche Werte anzupassen. Die Ereignisse rund um den Medienbericht hätten jedoch die gesamte Insel stark belastet.
„Der Imageschaden ist bereits da und nun müssen wir uns fragen, wie wir damit umgehen und was wir besser machen müssen. Dies hat bereits zu Stornierungen und wirtschaftlichen Schäden für die Insel geführt und da müssen wir uns hinterfragen, wie das durch den Bericht vermittelte negative Bild wieder korrigiert werden kann“, sagte Akkermann. Er sprach zudem von Beleidigungen und Bedrohungen gegenüber Bürgern und seiner Person und bezeichnete dies als klare Grenzüberschreitung. Der Hauptkritikpunkt des Berichtes und der sozialen Medien sei die ausgeübte Gewalt gegen Frauen und das dadurch ausgelöste Unsicherheitsgefühl – nicht die Tradition als solche. Das Schlagen von Frauen, das strafrechtlich relevant sei, müsse endgültig verschwinden.
Klaasohm findet statt
„Es wäre eine falsche Reaktion, das Fest abzusagen. Klaasohm findet statt, nur ohne Schlagen. Es ist und bleibt ein Gemeinschaftsfest für Jede und Jeden. Dazu gehört auch der richtige Umgang mit Presse und Medien, die nun aufgrund der aktuellen Situation auf die Insel kommen. Habt Respekt und seid freundlich, dann haben wir alle Spaß an unserem höchsten Feiertag“, appellierte Maximilian Rau an die Bürgerinnen und Bürger.
„Das Klaasohmfest verändert sich, weil sich die Gesellschaft verändert. Es ist an der Zeit, es zeitgemäß neu auszurichten und zu modernisieren, damit wir auch in 100 Jahren noch unser Brauchtum feiern können. Wir müssen zusammenhalten und den Schaden für die Insel begrenzen. Lasst uns gemeinschaftlich durch den Ort laufen und die sieben Jungs feiern“, erklärte Maxi Rau unter dem Applaus des Publikums.
Maßnahmen zur Sicherheit beim Fest
Rau und Akkermann kündigten konkrete Maßnahmen an, um das Fest sicherer zu gestalten. Dazu gehört in erster Linie die Abschaffung des Frauenschlagens. Weiterhin ist in diesem Jahr mit einer verstärkten Polizeipräsenz zu rechnen – nicht nur aufgrund von Ankündigungen protestierender Gruppierungen. Als weitere Idee hat sich der Verein den Einsatz von Ordnerinnen überlegt und wird die Einrichtung von Schutzräumen ermöglichen. Außerdem wurde eine Telefonhotline eingerichtet, über die Betroffene Hilfe suchen können.
„Aus unserer Sicht basieren die genannten Maßnahmen keineswegs auf der Annahme einer konkreten Bedrohungslage für Frauen. Vielmehr geht es, wie auch bei großen Veranstaltungen auf dem Festland üblich, darum, Angebote für Sicherheitsmaßnahmen bereitzustellen und ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln“, erläuterte der Bürgermeister die Idee. Beide unterstrichen, dass diese Veränderungen nicht nur für dieses Jahr, sondern langfristig Bestand haben sollen.
Umgang mit Medien und gemeinschaftliche Verantwortung
Der Bürgermeister hob hervor, dass der öffentliche Druck – insbesondere durch den „Shitstorm“ – erheblich war. Es sei wichtig, bei der anstehenden Festveranstaltung ein positives Bild von Borkum zu vermitteln. Rau appellierte an die Gemeinschaft, mit anwesenden Fernsehteams und JournalistInnen respektvoll umzugehen. Der Wandel des Festes hin zu einem modernen und sicheren Klaasohm sei ein generationsübergreifender Prozess, der nur gemeinsam gelingen kann.
Fazit und Ausblick
Nach der Vorstellung der Maßnahmen und des Wandels des Klaasohmfestes, folgten Fragen aus dem Publikum. Neben dem Dank an die „Offiziellen“ für den Einsatz für den Erhalt des Brauchtums, folgten auch kritische Anmerkungen, wie z.B. von einer Frau, die betonte, dass sich ein Teil der Borkumer Frauen bisher nicht als Unterstützer der Tradition sichtbar fühlen. Die Borkumerinnen und Borkumer waren sich einig darüber, respektvoll mit den Medien umzugehen, auch wenn Unsicherheiten bestehen, auf Fragen von ReporterInnen missverstanden zu werden.
Ein wichtiger Aspekt war auch, dass die zu erwartenden TV-Sender und mögliche Protestierende sich daran halten sollten, wenn der Klaasohm in Privathäuser einkehrt – hier sei die Privatsphäre zu respektieren, mahnte der Bürgermeister an. Darüber hinaus sei es auch wichtig, die Kinder der Insel zu schützen, die als Klaasohms durch die Straßen laufen.
Die Versammlung endete mit der klaren Botschaft, dass das Klaasohmfest in seiner bisherigen Form nicht weitergeführt wird. Gewalt gegen Frauen habe keinen Platz mehr. Stattdessen wolle man das Fest zu einem sicheren und inklusiven Ereignis transformieren, das sowohl die Tradition wahrt als auch moderne Werte widerspiegelt.
Akkermann und Rau ermutigten die Bürgerinnen und Bürger, sich aktiv in diesen Wandel einzubringen, um den Schaden, der durch die mediale Kritik entstanden ist, gemeinsam zu beheben und ein neues Kapitel für das Klaasohmfest zu schreiben. Der Abschlusssatz des Abends folgte mit den Worten: „Dann ziehen wir halt alle gemeinsam durchs Dorf. Moije Klaasohm!“