
Redakteur: Tobias Schulze
Auf Borkum formiert sich Widerstand gegen die traditionelle Knallerei: Die Borkumerin Siemtje Bootsmann hat eine Petition gestartet, die ein generelles Verbot von Böllern und privater Pyrotechnik auf der ganzen Insel fordert. Auf der Online-Plattform Change.org haben bereits über 500 Menschen unterschrieben – ein Zeichen dafür, dass das Thema weit über Einzelfälle hinaus Resonanz findet.
Lärm, Stress und Umweltbelastung
In der Begründung der Petition schreibt Bootsmann, dass die ganzjährige Nutzung von Böllern auf Borkum nicht nur Tradition sei, sondern ein wachsendes Problem für Mensch und Natur darstelle. Auf einer Insel ohne echte Rückzugsräume führe die früh beginnende Knallerei – inzwischen über Wochen hinweg – zu extremer Belastung für Haustiere, Wildtiere und Menschen. Die plötzlichen Explosionen seien nicht nur laut, sondern wirkten stressauslösend und könnten langfristig auch gesundheitliche Folgen haben, so die Initiatorin. Besonders kritisch wird in der Petition hervorgehoben, dass Borkum mitten im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer liegt – einem der wertvollsten Naturräume Europas. In diesem Schutzgebiet lebten zahlreiche Vogelarten, Seehunde und weitere Meerestiere, die durch Lärm, Licht und Erschütterungen empfindlich gestört würden. Der Schutz dieser Arten und ihrer Lebensräume sei im Widerspruch zu einer ausufernden Böllerei.
Petition fordert klare politische Schritte
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern den Stadtrat von Borkum auf, ein dauerhaftes Verbot privaten Feuerwerks zu beschließen und umzusetzen. Zudem solle die bestehende, seit 2025 getestete Lichtershow als Alternative systematisch ausgebaut werden. Diese Veranstaltung – moderner, leiser und umweltschonender – wird von Befürwortern als ein erster, positiver Schritt gewertet, doch die Initiatorin sieht darin noch zu wenig Veränderung, solange privater Gebrauch weiterhin möglich bleibt. In der Petition wird auch betont, dass ein grundsätzliches Verbot der Insel helfen könne, ihrem Ruf als Erholungs- und Gesundheitsstandort gerecht zu werden. Für viele Gäste und Einheimische stelle die laute Knallerei eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität dar – gerade in einer Zeit, in der Ruhe und Erholung eigentlich im Vordergrund stehen sollten.
Wachsende Unterstützung und gesellschaftlicher Kontext
Die Petition hat binnen weniger Tage mehrere hundert Unterstützerinnen und Unterstützer gewonnen – ein Hinweis darauf, dass der Ruf nach leiseren und umweltfreundlicheren Feierformen auch abseits der Insel diskutiert wird. Bundesweit gibt es ebenfalls Initiativen und Debatten um Feuerwerksverbote oder strengere Auflagen, etwa zum Schutz von Tieren und Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die durch laute Explosionen belastet werden. Ob der Stadtrat von Borkum die Forderungen aufgreift und entsprechende Regelungen erlässt, ist noch offen. Fest steht jedoch, dass sich die Diskussion um Böller und Feinstaub, Umweltschäden und öffentliche Rücksichtnahme auch im kleinen Rahmen der Nordseeinsel zu einem Thema mit größerer gesellschaftlicher Relevanz entwickelt.
