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Klaasohm 2025 – Wie Borkum sein Klaasohmfest weiterentwickelt

Zeigt zwei Klaasohms und Wiefke auf einem Podest

Foto / Redakteur: Andreas Behr

Ein Jahr ist vergangen, seit ein NDR-Bericht über Klaasohm auf Borkum einen bundesweiten Shitstorm auslöste. Was für die Borkumerinnen und Borkumer als traditionsreicher Nikolausbrauch und Fest der Gemeinschaft gilt, wurde im Zuge der Berichterstattung auf ein Symbol für Gewalt, Frauenfeindlichkeit und mangelnde Aufarbeitung reduziert. 
Die Folgen waren heftig: Eine Empörungswelle in den Sozialen Medien, Drohungen gegen Inselbewohnerinnen und Inselbewohner – und eine ganze Insel im Rechtfertigungsmodus. Heute, rund drei Wochen vor dem nächsten Klaasohmfest, zeigt sich: Der Shitstorm hat Spuren hinterlassen, aber auch Veränderungen bewirkt.

 

Wandel aus Verantwortung

Unter dem Druck der Kritik und auf Basis des bereits intern angestoßenen Wandels hat der Verein Borkumer Jungens e.V. 1830 (VBJ) im Winter 2024 / 25 tiefgreifende Veränderungen eingeleitet. Das in der Kritik stehende Schlagen von Frauen mit Kuhhörnern auf das Gesäß ist Geschichte. Diese Praxis war inakzeptabel, nicht mehr zeitgemäß und wird vom Verein klar abgelehnt. Der Verein formulierte bereits im Dezember 2024 eine klare Null-Toleranz-Linie

gegen jegliche Form von Gewalt und bat öffentlich um Entschuldigung. Im Jahr 2025 wurde dieser Wandel verstetigt: Der VBJ hat verbindliche Regeln eingeführt, die Gewalt ausdrücklich ausschließen. „Unser Ziel war es nicht nur, kurzfristig zu reagieren, sondern dauerhaft Verantwortung zu übernehmen. Wir nutzen die Chance, das Fest weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen“, erklärt Oldermann Maximilian Rau, Vorsitzender seit 2024. 

Im Fokus steht der Anspruch, Gewaltfreiheit in allen Gruppen und Altersstufen konsequent zu verankern. Dazu verpflichtet sich der Verein, in allen Altersgruppen, die am Klaasohmfest beteiligt sind, ein faires und respektvolles Miteinander zu fördern und umzusetzen.

 

Transparenz und Dialog

„Wir waren 2024 auf das öffentliche Interesse in dieser Form nicht vorbereitet. Im Rückblick ist nachvollziehbar, dass die kritischen Elemente des Festes im Fokus der Berichterstattung standen“, sagt Oldermann Maximilian Rau. „Die mediale Auseinandersetzung hat diesen Prozess intensiviert. Unabhängig von der Bewertung einzelner Berichte hat der VBJ die Kritik in ihrem Kern ernst genommen und Konsequenzen gezogen. Eine kritische Auseinandersetzung mit Traditionen ist legitim. Für die Zukunft wünschen wir uns einen Dialog, der den Wandel anerkennt und auch die Kernanliegen des Festes beleuchtet. Gemeinschaft, Wiedersehen, Brauchtum und Zusammenhalt.“

 

Kontakt mit Betroffenen

Aufgrund der Anonymität in den veröffentlichten Dokumentationen liegen dem Verein keine personenbezogenen Daten von Betroffenen vor. Der VBJ ist jederzeit bereit, den direkten Dialog mit betroffenen Personen zu führen, um Anliegen ernsthaft anzuhören und gemeinsam zu erörtern. Dies gilt ausdrücklich auch für Vorfälle, die in den Medien anonymisiert dargestellt wurden. Wird aus Angst oder Schutzgründen ein persönliches Gespräch ausgeschlossen, ist der Kontakt zum VBJ über vertrauenswürdige VertreterInnen von Betroffenen möglich. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Borkum steht für Gespräche bereit und wird bei Bedarf zwischen Betroffenen und dem VBJ vermitteln. Kontakt: petra.teerling@stadt-borkum.de. Zudem werden zeitnah weitere Angebote auf www.stadt-borkum.de veröffentlicht. 

 

Lernen aus Kritik – Umgang mit Öffentlichkeit

Der mediale Druck von 2024 war für viele Borkumerinnen und Borkumer extrem belastend. Beleidigungen, Drohungen und ein wochenlanger Rechtfertigungsdruck haben die Insel in dieser Zeit geprägt. Der VBJ und die Stadt Borkum haben in einem ausführlichen Rückblick die aus den Lehren gewonnenen Erfahrungen des vergangenen Jahres aufgearbeitet und auf dieser Grundlage das Konzept für das diesjährige Fest weiterentwickelt. Dabei suchte der Verein den Austausch mit Medienanwälten, Expertinnen und Experten für Gleichberechtigung sowie der Polizei. So konnten externe Perspektiven in die positive Weiterentwicklung des Konzepts einfließen, um das Klaasohmfest künftig, wie schon im vergangenen Jahr, sicherer und respektvoller zu gestalten.

 

Schutzmaßnahmen etabliert

Der Verein bekennt sich weiterhin klar zu seiner Haltung gegen jede Form von Gewalt – insbesondere gegenüber Frauen. Es wurde ein umfassendes Schutzkonzept etabliert. Auch in diesem Jahr werden neben einer Polizeipräsenz sichtbar gekennzeichnete Ordner-Teams mitlaufen und geschützte Räumlichkeiten bereitgestellt, um BesucherInnen in Angstsituationen schnell und diskret Unterstützung zu bieten. 

Während des Festes steht für mögliche Betroffene eine Ansprechpartnerin über ein Notfalltelefon (nicht für Medienanfragen) zur Verfügung, die schnell Unterstützung leisten kann. Verstöße gegen die Verhaltensordnung und insbesondere gegen das Gewaltverbot werden konsequent geahndet und führen zum sofortigen Ausschluss vom Festgeschehen.

 

Medienarbeit

In Zusammenarbeit mit der Stadt Borkum wird der Verein eine Informationsseite zum Klaasohmfest erstellen, auf der Medienvertreterinnen und -vertreter ihre Fragen direkt einreichen können. Die Fragen können auch per E-Mail an info@stadt-borkum.de gesendet werden. Die Antworten erfolgen abgestimmt zwischen Verein und Stadt Borkum, um konsistente, sachliche und nachvollziehbare Informationen zu gewährleisten. Mit diesen Maßnahmen soll sichtbar sichergestellt werden, dass das Klaasohmfest ein sicheres, respektvolles und gemeinschaftliches Erlebnis für alle ist.

 

Fest für Einheimische – mit neuer Haltung

Für alle sichtbar, wurde das Klaasohmfest 2024 friedlich und als starkes Zeichen der Inselgemeinschaft gefeiert. Vorne an steht nun der Wunsch, das Vertrauen wiederherzustellen. Den Organisatoren ist bewusst: Das Vertrauen auf Seite der KritikerInnen muss weiterwachsen, damit Ruhe einkehren kann. Wer sich über Borkums höchsten Feiertag informieren möchte, dem stehen zahlreiche Quellen zur Verfügung. So hat der Verein neben den Maßnahmen für das Fest bereits im Frühjahr 2025 ein Imagevideo über Klaasohm veröffentlicht. 

 

Ausblick

Für den 5. Dezember 2025 plant der Verein, wie bereits im vergangenen Jahr, ein Fest, das die traditionellen Wurzeln des Klaasohmfestes würdigt und zugleich die Werte des heutigen Zusammenlebens betont. Im Mittelpunkt stehen Respekt, Rücksichtnahme und ein harmonisches Miteinander. Der Leitgedanke lautet weiterhin: „Klaasohm bleibt ein Fest der Gemeinschaft.“  Auf Borkum herrscht Zuversicht, dass Klaasohm wieder das wird, was es sein soll: Ein sicheres und verbindendes Fest für die Borkumerinnen und Borkumer.

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